Implantationszeitpunkte nach der Zahnextraktion

Dr. med. Dr. med. dent. Thomas Müller-Hotop, M.Sc.
Autor: Dr. med. Dr. med. dent. Thomas Müller-Hotop, M.Sc.
Veröffentlicht: 10.03.2021
Aktualisiert: 12.09.2025
Lesezeit: 17 Min.

Bei den Indikationen für eine Implantatversorgung spielen nicht allein chirurgische Möglichkeiten eine Rolle.

Auch die anatomischen Voraussetzungen, die Wahl der späteren Prothetik und nicht zuletzt Budget und Wünsche des Patienten in Bezug auf Ästhetik und Funktionalität des späteren Zahnersatzes gilt es zu analysieren und zu koordinieren.

Ein weiterer wichtiger Faktor, der wahrscheinlich den größten Einfluss auf den langfristigen Erhalt des Zahnimplantates hat, ist die Festsetzung des bestgeeigneten Implantationszeitpunkts.

Unabhängig von individuellen Indikationen haben sich drei Verfahren entwickelt, die die moderne Implantologie nutzt:

Sofortimplantation

Die Sofortimplantation ist nur in Ausnahmefällen angebracht und erfordert große klinische Erfahrung. Erfahren Sie mehr darüber in diesem ausführlichen Beitrag.

Frühimplantation

Die oft vernünftigere, weil risikoärmere Alternative zur Sofortimplantation ist die verzögerte Sofortimplantation oder Frühimplantation. Das Hauptaugenmerk liegt bei diesem Verfahren auf der komplikationslosen, zügigen Einheilung des Implantats. Regelmäßige Kontrollen stellen dies sicher.

In etwa zwei bis sechs Wochen nach der Zahnentfernung kann sich das Weichgewebe regenerieren. Auch die Entstehung möglicher Infektionen lässt sich so sehr gut kontrollieren. Gleichzeitig hat in diesem Zeitraum eine möglicherweise einsetzende Rückbildung von Knochensubstanz noch keine gravierenden Folgen auf die Stabilität des Implantats.

Wenn die Wunde im Zahnfleisch nach der Extraktion ausgeheilt ist und die Zahnfleischdecke sich geschlossen hat (die sogenannte Weichteildeckelung), beurteilt der Chirurg die Knochensituation und entscheidet, ob und in welchem Umfang ein Knochenaufbau erforderlich ist.

In der Regel darf die künstliche Zahnwurzel bei einer Frühimplantation noch nicht belastet werden.

Spätimplantation

Die Spätimplantation ist das klassiche und risikoärmste Implantationsverfahren, in Bezug auf den Zeitpunkt des Eingriffs. Es hat sich in der Praxis durchgesetzt und bis zum heutigen Tag am meisten bewährt. Der Grund dafür ist, dass dem Kieferknochen Zeit gegeben wird, nach einer Zahnextraktion wieder komplett auszuheilen und das Zahnfach des fehlenden Zahnes erneut mit Knochengewebe zu durchsetzen. Das dauert, je nach Individuum, zwischen 6 Wochen und 6 Monaten. In Ausnahmefällen, wo zusätzlich ein ausgedehnter Knochenaufbau erfolgen muss, um genug Platz für das spätere Implantat zu schaffen, kann diese Zeitspanne auch schon mal bis zu 12 Monaten betragen. Diese Zeit kann zusätzlich genutzt werden, um eventuelle Entzündungen des Zahnhaltenapparates oder andere ergebnisbeeinflussende Störfaktoren zu beseitigen.

Ist diese initiale „Heilungsphase“ dann abgeschlossen, sind die besten Voraussetzungen für eine komplikationslose Implantation geschaffen und der eigentliche Eingriff kann beginnen.

Vor- und Nachteile der Spätimplantation:

Der späte Implantationszeitpunkt ist sowohl mit positiven als auch negativen Aspekten behaftet, wenngleich das Gewicht der Vorteile klar überwiegt.
Auf der einen Seite erhöht man die Chance des festen Einwachsens des Implantats um ein Vielfaches und verringert so das Risiko eines frühen Implantatverlustes. Dieser Punkt ist nicht zu unterschätzen, da viele der Frühverluste auf genau dieses falsche Zeitmanagement mit zu früher Implantation zurückgehen.

Wartet man auf der anderen Seite zu lang, kann es sein, dass der Knochen zu sehr an Substanz verliert und ein Knochenaufbau unumgänglich wird. Deshalb sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen und die Erfahrung und korrekte Einschätzung des Implantologen, den richtigen Zeitpunkt zu finden, von herausragender Bedeutung.

Ein weiteres Problem kann sich bei einem Frontzahnverlust ergeben. Hier möchte man als Patient aus ästhetischen Gründen – verständlicherweise – nicht lange darauf warten, bis eine Implantation erfolgen und Zahnersatz eingebracht werden kann. Hier liegt es wiederum am Implantologen, genau zu prüfen, ob eventuell eine Sofort- oder Frühimplantation in Frage kommen kann. Ist nach dessen Einschätzung das Risiko eines Misserfolges zu hoch, sollte auf die bewährte Methode der Spätimplantation zurückgegriffen werden und die Zeit bis zum Eingriff mit provisorischem Zahnersatz überbrückt werden.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist nur über die Arztsuche möglich. Mehr Informationen finden Sie in unserem Haftungsausschluss für Gesundheitsthemen.

Zahnimplantate: Themenübersicht

  • Wir erklären, was Zahnimplantate sind, welche Implantatarten es gibt, wie die Behandlung (Implantation) abläuft sowie Vorteile, Nachteile und Kosten.

  • Implantate bieten festen Halt, mehr Lebensqualität und bessere Ästhetik – aus Titan oder Keramik, je nach Bedarf, Wunsch und finanzieller Möglichkeit.

  • Gute Implantologie braucht Erfahrung, Ausstattung und Hygiene. Billigangebote lohnen selten – Qualität sichert langfristigen Behandlungserfolg.

  • Implantate ersetzen Zähne dauerhaft, verbessern die Lebensqualität und lohnen sich langfristig – bei richtiger Arztwahl, Pflege und regelmäßiger Kontrolle.

  • Gründliche Mundhygiene schützt Implantate und Zähne – mit der richtigen Bürste, Technik, Zahnseide und regelmäßiger Kontrolle bis ins hohe Alter.

  • Beim Implantat können Nerven, Kieferhöhle oder Nachbarzähne gefährdet sein. Sorgfalt, Erfahrung und gute Nachsorge senken das Risiko von Komplikationen.

  • Implantate sind nicht für jeden geeignet. Bei Risiken wie Erkrankungen oder schlechter Mundhygiene ist klassischer Zahnersatz oft die bessere Wahl.

  • Zahnverlust führt zu Knochenschwund. Ein Knochenaufbau schafft die Basis für Implantate – mit bewährten Methoden und planbarem Risiko.