Zahnimplantat-Probleme?

Dr. med. Dr. med. dent. Thomas Müller-Hotop, M.Sc.
Autor: Dr. med. Dr. med. dent. Thomas Müller-Hotop, M.Sc.
Veröffentlicht: 10.03.2021
Aktualisiert: 12.09.2025
Lesezeit: 18 Min.

Viele Patienten glauben, dass sich ein Zahnimplantat, einmal im Knochen eingewachsen, nicht von einem echten Zahn unterscheidet.

Probleme mit ihrem Implantat erwarten sie, wenn überhaupt, nur bei schlechter Mundhygiene, starkem Rauchen oder einer bestehenden Parodontitis (bakterielle Entzündung des Zahnhalteapparats). Diese Auffassung ist leider nicht richtig.

Periimplantitis – wenn die Knochensubstanz schwindet

Ein Zahnimplantat ist und bleibt – auch wenn es fest mit dem Kieferknochen verwachsen ist – ein Fremdkörper, auf den der menschliche Organismus unterschiedlich reagieren kann. Im schlimmsten Fall kommt es, vom Patienten zunächst meist unbemerkt, zu einem Abbau der Knochensubstanz rund um das eingewachsene Implantat. Dieser Vorgang, die sogenannte Periimplantitis, wird in vielen Fällen erst durch Röntgenkontrollen oder klinische Untersuchungen lange nach dem Einsetzen der künstlichen Zahnwurzel entdeckt.

Komplikationen nicht nur durch bakterielle Infektionen

Viele Jahre herrschte die Meinung vor, dass primär bakterielle Infektionen für eine Periimplantitis verantwortlich seien. Diese Infektionen entstehen durch bakterielle Beläge (Biofilme), die sich auf den Implantatoberflächen ablagern.

Neueste Erkenntnisse einer Expertengruppe der European Centers for Dental Implantology weisen allerdings auf andere, teils scheinbar banale, teils komplizierte Ursachen hin:

Periimplantitis entsteht offenbar durch das Zusammenwirken ganz unterschiedlicher Faktoren. Neben der individuellen Immunsituation des Patienten, lokalen Gegebenheiten wie ausreichendem Knochen und gesundem Zahnfleisch ist auch die Qualität der Implantation selbst zu berücksichtigen.

Ärztliche Erfahrung Erfolgsfaktor für Implantationserfolg

Der langfristige Erfolg des Zahnimplantats ist daher vor allem von der Erfahrung und dem Geschick des Arztes abhängig. Eine chirurgische und prothetische Fehleinschätzung der Situation vor und während der Behandlung kann die Einheilung des Implantats erheblich beeinträchtigen. Dies kann sowohl zum frühen Verlust des Implantats als auch – nach erfolgter Einheilung – langfristig zum Knochenverlust am Implantat führen.

Gründe für Knochenabbau am Implantat

Zu den lokalen Faktoren, die den Knochenabbau forcieren können, zählen unter anderem:

  • eine traumatische Implantation
  • die falsche Implantatwahl
  • ungenügendes Umgebungsgewebe
  • ungünstige Knochensituation
  • eine schlechte Passung der Suprastruktur (z.B. der Überkronung)
  • Zementreste nach Einbringen der Prothetik
  • eine nicht ausreichende Hygienefähigkeit der Materialien
  • Überbelastung der Implantate durch falsche Positionierung

Hauptursachen für Komplikationen bei Zahnimplantaten

Eine Periimplantitis ist diesen Erkenntnissen zufolge also nichts anderes als die Reaktion des Körpers auf unterschiedliche Störfaktoren und deren Zusammenwirken nach dem Einsetzen des Implantats. Dies kann zunächst unbemerkt geschehen. Ist es deswegen Jahre später zu einem fortgeschrittenen Knochenabbau gekommen, haben Bakterien leichtes Spiel:

Sie beschleunigen über Entzündungsherde den weiteren Verlust von Knochensubstanz.

Bester Schutz vor Frühverlust eines Implantats

Vor allem Regionen mit einer schlechten Knochenqualität bedürfen einer besonders sensiblen Vorgehensweise bei Zahnimplantationen, betonen die ECDI-Spezialisten. Denn das operative Vorgehen im Rahmen der dentalen Implantologie hat einen erheblichen Einfluss auf biologische Komplikationen. Daher ist eine Aufnahme in die ECDI nur langjährig klinisch tätigen Ärzten und Zahnärzten mit einer speziellen chirurgischen Ausbildung vorbehalten.

Auf Grund der hohen Fallzahlen und der Dokumentation chirurgischer Parameter ist diese klinische Forschungsgruppe auch in der Lage, aussagekräftige Zahlen zu Implantaten, Implantat-Komplikationen, Methoden des Knochenaufbaus etc. zu generieren und erstmalig in dieser Fallzahlmenge zu erfassen, auszuwerten und zu veröffentlichen.

Wissenschaftliche Erkenntnisse zu Implantat-Risiken

Die durch die ECDI-Erhebungen gewonnen Erkenntnisse kommen direkt den Patienten zugute: Die Therapie der Periimplantitis erfolgt bereits jetzt unter Berücksichtigung sämtlicher ursächlicher Faktoren sowie unter Einbeziehung aller zahnmedizinischen Teildisziplinen. Ziel ist es, dieses Prinzip durch klinisch kontrollierte Studien mit einer bis dato einmalig hohen Fallzahl so zu untermauern, dass valide und nachhaltige Therapiemuster möglich werden. Die ECDI haben zusätzlich auch eine umfangreiche Untersuchung zu Implantatverlusten vor der Funktionsphase begonnen. Zu diesen sogenannten Frühverlusten gibt es bisher keine umfangreichere Studie.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist nur über die Arztsuche möglich. Mehr Informationen finden Sie in unserem Haftungsausschluss für Gesundheitsthemen.

Zahnimplantate: Themenübersicht

  • Wir erklären, was Zahnimplantate sind, welche Implantatarten es gibt, wie die Behandlung (Implantation) abläuft sowie Vorteile, Nachteile und Kosten.

  • Implantate bieten festen Halt, mehr Lebensqualität und bessere Ästhetik – aus Titan oder Keramik, je nach Bedarf, Wunsch und finanzieller Möglichkeit.

  • Gute Implantologie braucht Erfahrung, Ausstattung und Hygiene. Billigangebote lohnen selten – Qualität sichert langfristigen Behandlungserfolg.

  • Implantate ersetzen Zähne dauerhaft, verbessern die Lebensqualität und lohnen sich langfristig – bei richtiger Arztwahl, Pflege und regelmäßiger Kontrolle.

  • Gründliche Mundhygiene schützt Implantate und Zähne – mit der richtigen Bürste, Technik, Zahnseide und regelmäßiger Kontrolle bis ins hohe Alter.

  • Beim Implantat können Nerven, Kieferhöhle oder Nachbarzähne gefährdet sein. Sorgfalt, Erfahrung und gute Nachsorge senken das Risiko von Komplikationen.

  • Implantate sind nicht für jeden geeignet. Bei Risiken wie Erkrankungen oder schlechter Mundhygiene ist klassischer Zahnersatz oft die bessere Wahl.

  • Zahnverlust führt zu Knochenschwund. Ein Knochenaufbau schafft die Basis für Implantate – mit bewährten Methoden und planbarem Risiko.